Von Nadine Slaby
Hüffenhardt-Hochhausen. Die Gemeinde Hüffenhardt plant zusammen mit der Fortwengel Holding GmbH einen Windpark mit sieben Anlagen im Großen Wald zwischen Hüffenhardt und Kälbertshausen. Die Fläche wurde in der Verwaltungsgemeinschaft mit Haßmersheim als sogenannte Konzentrationsfläche für Windkraft ausgewiesen. Da die 212 Meter hohen Windräder nicht nur die Gemeinde Hüffenhardt betreffen, sondern auch den Haßmersheimer Ortsteil Hochhausen, fand am Donnerstagabend eine Bürgerinformationsveranstaltung statt.
Rund 130 Bürger waren gekommen, um sich "aus erster Hand", so Bürgermeister Michael Salomo, zu informieren. Er bat allerdings darum, zuerst die Referenten sprechen zu lassen und bei der Fragerunde hauptsächlich die Bürger zu Wort kommen zu lassen.
Jürgen Glaser vom Institut für Kommunalplanung (IfK) in Mosbach erläuterte als Einstieg, nach welchen Kriterien die Konzentrationsfläche "Großer Wald" ausgesucht worden sei. "Wir haben von der Regierung den Auftrag bekommen, Flächen für Windkraft auszuweisen und damit gewissermaßen nur unsere Hausaufgaben gemacht", verdeutlichte Haßmersheims Bürgermeister Michael Salomo. Im Anschluss daran stellte Ulrike Ludewig von der Fortwengel Holding GmbH das Unternehmen kurz vor und erläuterte, wie sich die Firma die Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger beim Windpark vorstelle. Immer wieder betonte sie, dass ihrer Firma daran gelegen sei, ein "wirtschaftlich stabiles und sicheres Projekt" zu realisieren. Für die Holding ende die Verantwortung demnach nicht nach der Bauzeit, sondern sie will sich auch am Betrieb beteiligen.
Hierfür seien im vergangenen Jahr zahlreiche nötige Informationen zusammengetragen worden: die Windmessung, die avifaunistische Untersuchung, eine fledermauskundliche Untersuchung, zu beachtende Leitungs- und Funkverbindungen. Das nötige Artenschutzgutachten stellte Walter Simon vom Ingenieurbüro für Umweltplanung vor. Wie schon bei den Bürgerinformationen in Hüffenhardt teilte er mit, dass Baumfalken, Wespenbussarde, der Rotmilan sowie der Schwarzmilan und der Schwarzstorch als besonders von der Windkraft betroffene Vogelarten gefunden wurden. Des Weiteren gebe es 46 Brutvögel- sowie elf Fledermausarten. Im Moment kläre man noch, was getan werden könne, um die Beeinträchtigungen für die Tiere möglichst gering zu halten, so Simon. Eine Aussage, die vielen im Publikum zu kurz griff. Eine Zuhörerin verwies auf die nah gelegene Greifenwarte. Auch diese würde berücksichtigt, wenn auch nicht im Artenschutzgutachten, versprach Simon.
Ulrike Ludewig erläuterte dann die Themen Schall, Schatten und das nun geplante weitere Vorgehen. Sowohl beim Schall als auch beim Schattenwurf liege man bei einer "Worst-Case-Betrachtung" innerhalb der erlaubten Richtwerte. In sechs bis acht Wochen will die Holding die Unterlagen genehmigungsfähig haben. Dann muss das Landratsamt über den Bauantrag entscheiden.
Axel Krahl, Geschäftsbereichsleiter Bauen und Umwelt im Landratsamt, erläuterte dem Publikum, wie seine Behörde den Antrag prüft und welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gelten. Dass die Meinungen gerade beim Thema Infraschall sehr auseinandergehen, war schnell zu merken. "Es gibt aber nunmal Spielregeln in einem Rechtsstaat, der seinen Bürgern auch einiges zumutet", erklärte Krahl. Bei eingehaltenen gesetzlichen Vorgaben sei man verpflichtet, den Bauantrag zu genehmigen. Axel Krahl machte aber deutlich, dass jeder Bürger jederzeit Einwendungen gegen das Projekt erheben könne und das Amt diese prüfen muss.
In der sich anschließenden langen Fragerunde ging es ebenfalls hoch her. Nach anfänglichen Verständnisfragen zu Windmessungen, Bodengutachten und der Betreibergesellschaft, wurde die Diskussion zu fortgeschrittener Stunde immer emotionaler. Viele Hochhausener fürchten um ihre Gesundheit, befürchten einen Wertverlust ihrer Immobilien sowie ganz allgemein "den Niedergang" der Gemeinde. Eine Frau lehnte das Projekt rundweg ab, da es bereits Ansätze für eine alternative Energiegewinnung mit Flugdrachen gebe. Aber auch der bisher geprüfte Artenschutz ging vielen nicht weit genug. Und mit den nur 1000 Meter entfernten Anlagen käme sowieso der Schutz der Menschen zu kurz. Auch Hüffenhardts Bürgermeister Walter Neff, der ebenfalls für Fragen zur Verfügung stand, musste wieder einiges an Kritik einstecken.
Quelle: RNZ vom 16.04.2014
Quelle: RNZ vom 16.04.2014