27.02.2016 - RNZ "Leserbeitrag"

Von Nadine Slaby

Hüffenhardt. Die Gemeinde Hüffenhardt und die Fortwengel Holding, die in einem Waldstück zwischen Hüffenhardt und Kälbertshausen sieben Windkraftanlagen bauen möchte, sowie Vertreter des Landratsamtes hatten am Donnerstagabend zu einer Bürgerinformation in die Mehrzweckhalle geladen. Rund 150 Bürger waren gekommen, um sich die Planungen erläutern zu lassen, nachdem das Thema am Mittwoch im Gemeinderat vertagt worden war.

Dass im "Großen Wald" ein Windpark realisiert werden soll, ist seit langem klar. Ulrike Ludewig von der Fortwengel Holding rief einzelne Planungsschritte in Erinnerung. "Der nächste Schritt ist es nun, die einzelnen Standorte der Anlangen festzulegen", erläuterte sie. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen eine Lasergestützte Windmessung vorgenommen sowie nötige Gutachten zusammengetragen.

Auch ein Artenschutzgutachten wurde in Auftrag gegeben, das Walter Simon vom Ingenieurbüro für Umweltplanung vorstellte: Im Hüffenhardter Wald finden sich Baumfalken, Wespenbussarde, Rot- und Schwarzmilane, Schwarzstörche sowie weitere 46 Brutvogel- und elf Fledermausarten. Zu deren Schutz habe man die Anlagenstandorte verlegt. Derzeit werde noch geklärt, was getan werden könne, um die Beeinträchtigungen für die Tiere möglichst gering zu halten.

"Wir können also nicht frei entscheiden, wo die Windräder hinkommen", ergriff Ludewig wieder das Wort. Hochspannungsleitungen, Versorgungs- und Kommunikationsleitungen sowie behördlicher und privater Richtfunk müssten ebenfalls berücksichtigt werden. All dies habe dazu geführt, dass innerhalb der 110 Hektar großen Fläche nur neun kleine Flecken für die Anlagen verbleiben. Da diese niedriger liegen, wurden acht statt der bisherigen sechs Windräder ausgewiesen.

Die neuen Standorte liegen jetzt rund zehn Meter näher an der Wohnbebauung - 1090 Meter von Kälbertshausen und 1104 Meter von Hüffenhardt entfernt. Die Windräder sollen einen Rotorendurchmesser von 126 und eine Nabenhöhe von 149 Meter haben. Der Schatten, mit dem die Kälbertshäuser rechnen müssen, liege zwischen vier und 26 Minuten pro Tag, so Ulrike Ludewig.

Axel Krahl vom Landratsamt erläuterte, auf welcher Grundlage seine Behörde die Baugenehmigung erteilt. Bedenken der Anwohner nehme man sehr ernst, Grenzwerte für Lärm und Schatten müssten zwingend eingehalten werden. "Wir regeln den Schutz für Sie", macht er deutlich. Schließlich könnten auch nach dem Bau noch Auflagen wie eine zeitweise Abschaltung der Anlage erteilt werden. Auch Auflagen zum Brandschutz sowie zur Lichtemission würden in der Baugenehmigung festgehalten. Der Schutz des Menschen stehe an erster Stelle.

Das Thema Infraschall wurde sehr kontrovers diskutiert. Die Windkraftgegner stellten sich gegen die von Krahl angeführte Studie, dass der natürliche Infraschall den technischen in einer Entfernung von 700 Metern überlagere.

Wie Krahl, so konnte auch Jürgen Glaser vom Mosbacher Ingenieurbüro für Kommunalplanung die Verärgerung vieler Bürger darüber, dass der Gemeinderat am Vortrag über eine Änderung des Flächennutzungsplans hätte entscheiden sollen, nicht nachvollziehen. "Mit dem Beschluss gestern wäre noch lange nicht alles g’schwätzt g’wesen!" Die Genehmigungsverfahren seien lang, weshalb einiges parallel ablaufen müsse, versuchte Krahl deutlich zu machen, weshalb die Gemeinderäte vor der Bürgerinformation darüber abstimmen sollten.

In der Diskussion wollten die Hüffenhardter und Kälbertshäuser wissen, wer die Kosten des Rückbaus der Anlagen nach 20 Jahren trage, da sich diese leicht auf 100 000 bis 120 000 Euro pro Windrat belaufen können. Die Rentabilität des gesamten Projekts wurde immer wieder in Zweifel gezogen. Die Information, dass es möglicherweise ein zweites Umspannwerk geben könnte, da der Einspeisungspunkt nicht direkt beim bereits bestehenden Umspannwerk liegt, sorgte bei vielen für Verärgerung. "Ich brauche kein zweites Kinderhaus, das jetzt Windkraft heißt", so ein Bürger. Dass die Gemeinde einen Pachtvertrag mit der Fortwengel Holding hat und nach dem Bau 25 000 Euro pro Anlage einstreicht, stieß manchem ebenfalls sauer auf. Zumal Bürgermeister Walter Neff hier keine konkreten Zahlen nennen wollte.

Quelle: RNZ vom 27.02.2016