Von Bernd Kühnle
Hüffenhardt. "Schnelles Handeln" erforderte die Gesetzgebung bezüglich erneuerbarer Energien laut Hüffenhardts Bürgermeister Walter Neff.
Man wollte selbst die Initiative ergreifen können - und deshalb stand das Thema "Windkraft" schon des öfteren auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Nun sollten auch die Bürger umfassend über erste Planungen und den Sachstand in punkto Windenergie im Wald zwischen Kälbertshausen und Hüffenhardt informiert werden.
Mittlerweile wurden die ersten Verträge mit dem (regional orientierten) Projektierer "Fortwengel Holding" ausgehandelt. Jürgen Glaser vom Ingenieurbüro für Kommunalplanung Mosbach (IfK) informierte über mögliche Standorte für das 30-Millionen-Projekt (im "Großen Wald Nord" und "Großen Wald Süd"). Dabei stellte er die Methoden vor, wie Flächen erforscht werden, und konstatierte, dass im Großraum Haßmersheim-Hüffenhardt-Neckarmühlbach-Finkenhof die Windeffektivität mit 5,25 - 5,75 Meter pro Sekunde zwar nahe der Untergrenze wirtschaftlicher Nutzungsmöglichkeiten liege, gleichwohl aber ein Bau von Windkraftanlagen in Betracht komme. Obwohl auch Landschaftsschutzgebiete, ein archäologisches Denkmal, Straßenverläufe und die vorhandene Besiedelung die Einsatzmöglichkeiten schmälerten, konnte er vier mögliche Standortbereiche feststellen. Die Mindestabstände wurden dabei von 750 Meter von der Gemeinde freiwillig auf 1000 Meter erweitert.
"Im Mittelpunkt unserer Überlegungen und Genehmigungen stehen die Belange der Menschen, und auch die Natur wird ausreichend berücksichtigt", stellte Axel Krahl vom Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises fest. Bereits früh sei die Behörde eingebunden worden. Krahl zeigte auf, wie umfangreich die Prüfungen sind, die vorgenommen werden müssten, ehe eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung erteilt werden könne. Neben den Anliegen der Bürger (Schattenwurf, Lärm- oder Lichtimmissionen) müssten auch die Interessen zahlreicher Behörden bis hin zum Militär eingebunden werden. Letztendlich bestünde aber nach den Prüfungen ein Rechtsanspruch auf eine Genehmigung, erklärte Krahl weiter.
Walter Simon vom Ingenieurbüro Simon vertiefte den Einblick in die laufenden Planungsarbeiten am Beispiel des Naturschutzes. So würden Vogel- und Fledermausarten in umfangreichen Datenerhebungen erfasst und eventuell notwendige Eingriffe auf ihre Verträglichkeit mit dem EU-weiten Programm "Natura 2000" bewertet.
Bernd Fortwengel, Leiter des mittelständischen Unternehmens Fortwengel Holding, das für die Errichtung, den Betrieb, die Wartung und Instandhaltung des Windparks herangezogen werden soll, stellte die Maximen seines Unternehmens vor. "Mir ist daran gelegen, die Wertschöpfung regional zu nutzen", sagte Fortwengel. Man wolle die Belange der örtlichen Betriebe und der Bürger nicht außer Acht lassen. Als regionaler Interessenvertreter der Holding bestätigte und bekräftigte Bruno Herberich, ehemals Bürgermeister von Hüffenhardt, diese Einstellung.
2015 sollen bereits die Feinplanungen beginnen, 2016 soll dann die Realisierung des Vorhabens erfolgen. Ulrike Ludewig stellte das mögliche Aussehen des Windparks mit sechs Windkraftanlagen vor. Anschließend führte sie die wirtschaftlichen Grundsätze von Fortwengel aus: "Die Gewinne sollen im Ort bleiben, die Bürger sollen mit variablen Beteiligungsmöglichkeiten eingebunden werden, und die Gemeinde, Banken und regionale Betriebe sollen von dem Vorhaben profitieren. "
Ein etwas anderes Beteiligungsmodell stellte Wendelin Geiger von der Genossenschaft "Energie+Umwelt eG" vor. Er schilderte die Vorzüge dieser Gesellschaftsform und unterstrich, dass hierbei Bürger die Energieversorgung selbst in die Hand nehmen und auch die Gewinne zugewiesen bekommen. Aus den Referaten heraus entwickelte sich eine rege, durch Sachlichkeit gekennzeichnete Diskussion mit den zahlreichen Bürgern, bei der vertiefende Fragen das geplante Projekt weiter beleuchteten.
Quelle: RNZ vom 25.10.2014