Vor fünf Jahren hatte die Familie umgerechnet 200.000 Euro für ihr neues Haus bezahlt. Als sie es jetzt verkaufen musste, war kein Interessent bereit, mehr als 150.000 Euro zu bieten. Der Grund für den drastischen Preisverfall: 40 Meter hohe stählerne Windmühlen in unmittelbarer Nachbarschaft. Für Wolfgang Grasse, Makler in Oldenburg und Vorsitzender des Rings Deutscher Makler in Niedersachsen, kein Einzelfall: Immobilien in der Nähe von Windkraftanlagen (WKA) "können derzeit nur mit Preisabschlägen von bis zu 20 Prozent veräußert werden".
Immobilien, die sich nördlich von Windkrafträdern befinden, seien besonders betroffen. Die rotierenden Schattenwürfe der Propellerblätter würden als extrem störend empfunden. Hinzu käme die Geräuschbelästigung. Insbesondere Ferienhäuser an der Küste hätten dadurch stark an Wert verloren. "Kaum jemand will die kostbarste Zeit des Jahres im Schatten der Spargel verbringen."
"Zahlreiche Immobilien in der Nähe von WKA sind quasi unverkäuflich", erklärt Jürgen-Michael Schick, Sprecher des Verbands Deutscher Makler (VDM). Verbandsmitglieder in Niedersachsen und Schleswig-Holstein beklagten, dass einige Häuser seit Jahren mit Preisabschlägen von bis 40 Prozent angeboten würden. "Dennoch gibt es nicht einmal Interessenten für diese Objekte", sagt Schick.
Eine Klage gegen die Betreiber oder die Kommune habe in der Regel keine Erfolgsaussichten, so Schick. "Die Planverfahren entsprechen eigentlich immer den gesetzlichen Auflagen." Das Bundesemissionsschutzgesetz sieht einen Mindestabstand der Windkraftanlagen zur Wohnbebauung von einem Kilometer vor.
Quelle: Welt.de